14. Februar 2010

Blumen für alle!

Hier eine kleine peinliche Szene, die sich so oder so ähnlich am Schluss von allen Wettbewerbsfilmen Jahr um Jahr wiederholt: Nach Howl werden die beiden Filmemacher auf die Bühne geholt (das schwule Paar Epstein und Friedman), der Hauptdarsteller James Franco und die Produzentin. Der Applaus gilt naturgemäß vor allem den Regisseuren und dem Hauptdarsteller. Da steigt plötzlich eine elegant gekleidete Dame aus dem Publikum zu den vieren auf die Bühne. Einen Moment lang herrscht Stille, alle Augen richten sich auf sie: was will diese Frau? Ein vorwitziger Fan? Eine Attentäterin? Zielstrebig steuert sie auf die Produzentin zu, überreicht, ihr unter den etwas irritierten Blicken ihrer Kollegen im Namen des Festivals einen hübschen Blumenstrauß und verschwindet. Die Herren gehen leer aus. Leichte Befangenheit auf der Bühne, bis die Präsentatorin alle mit einem Thank you erlöst. Was war denn bitte das?

Welche verstaubte Anstandsregel des vorvergangenen Jahrhunderts schreibt der Festivalleitung immer noch vor, dass männliche Gäste auf keinen Fall dem verweichlichenden Einfluss von Blumen auszusetzen sind? Was wäre die Folge? Eine peinliche Entmännlichung des Beschenkten vor Publikum und laufenden Kameras? Harte Machos, die den Blumendamen die unerwünschten Sträuße ergrimmt an ihre sorgfältig frisierten Köpfe werfen? Gerade bei einem derartig auf politische Korrektheit bedachten Festival wie der Berlinale, das sich mit seinen queeren und sonstwie gender-korrekt eingestellten Filmen schmückt, ist so was ein handfester Skandal! Hier wurden drei männliche Künstler - ein schwules Regisseurspärchen und ein bekannter Homosexuellen- Darsteller - die sicher auch privat allem Schönen und somit den Blumen zugetan sein dürften - öffentlich wegen ihres Geschlechts diskriminiert. Und jetzt soll man sich bitte nicht mit Sparauflagen à la "Unser Budget reicht nur für Damen-Sträuße" herausreden. Ich fordere: Üppige Bouquets für alle!