30. April 2010

Die Rache der Stöckelschuhfetischistin


CHLOE
von Atom Egoyan




Wäre da nicht diese wunderschöne, an Hitchcock-Thriller erinnernde Filmmusik von Mychael Danna, der auch für die meisten anderen Egoyan Filme großartige Soundtracks komponierte – Chloe wäre vermutlich sterbenslangweilig. Doch so lullen einen die hypnotischen Streicher anderthalb Stunden angenehm ein und man vergisst dabei beinahe sogar die Vorhersehbarkeit der platten Geschichte. Aber nur beinahe! Im Gegensatz zu Egoyans eigenen, genial verschachtelten Drehbüchern, handelt es sich bei Chloe  um das Remakes eines mittelmäßigen französischen Films und ist wohl vor allem als Vehikel für seine Stars gedacht: Julianne Moore als eifersüchtige Ehefrau, Amanda Seyfried als verführerische Prostituierte und Liam Neeson als scheinbar untreuer aber recht blasser 
Ehemann. Je mehr Moores Charakter im Dialog die unwiderstehliche Alters-Attraktivität des Ehegatten beschwören muss, um so größer die Peinlichkeit.
Doch auch zwischen Moore und Seyfried stimmt die Chemie nicht wirklich, zwischen den Damen will einfach keine erotische Spannung aufkommen – was überraschenderweise an der gewöhnlich grandiosen, hier aber  merkwürdig steif agierenden Julianne Moore liegt. Bleich und mit rotgeränderten Augen stöckelt sie seltsam fahrig durch den Film. Dass eine blutjunge Prostituierte wie Chloe, die von Seyfried überaus sinnlich verkörpert wird, ausgerechnet einer verkniffenen, neurotischen Vorstadt-Ziege verfällt, kann nicht einmal ein vage angedeuteter Mutter-Komplex zufriedenstellend erklären. Egoyan hat sich wohl zu sehr auf Moores Star Image verlassen, anstatt sie entsprechend zu inszenieren.



Viel eher ist man geneigt, einer anderen Erklärung zu folgen, die der Film bewusst-unbewusst als alternative Lesart anbietet: Bei Chloe handelt es sich schlicht und einfach um eine Stöckelschuhfetischistin, die es auf Mama Moores teure  High Heels abgesehen hat (die Papa Neeson Mama von seinem Professorengehalt gekauft hat). Bezeichnenderweise begegnet Chloe Moores Charakter nämlich zum ersten Mal auf einer Damentoilette, als nur deren chice Stilettos am unteren Kabinenrand zu sehen sind – und ist der älteren Frau von dem Moment an verfallen. Später, wenn Chloe es aus Rache mit Moores minderjährigen Sohn auf dem Bett der Eltern treibt, ruht ihr Blick beim Orgasmus nicht etwa auf dem gut trainierten Oberkörper des jungen Manns, sondern – nein, wir haben es geahnt – auf Muttis umfangreicher Highheel-Sammlung im offenen Kleiderschrank! Dieser Film sei somit vor allem Drag Queens und anderen Verehrer/innen von Damenschuhen wärmstens empfohlen.

1 comments :

Unknown hat gesagt…

wir fanden den film auch öde. das drehbuch hat die qualität eines lifetime television film der 90ger. als das drama ermüdete, der schwenk zum thriller. es wäre viel schwieriger gewesen, die geschichte auf drama-ebene aufzulösen. davor hat der autor sich gedrückt.
...und die lesbe ist mal wieder eine zutiefst vereinsamte, psychisch gestörte selbstmörderin.
gähn!