7. August 2010

Precious - Moon - Unmade Beds - Toy Story 3 - Please Give

Auf vielfachen Wunsch - und weil ich eine Filmkritik pro Woche momentan nicht schaffe, hier meine bisherigen Highlights des Kinosommers 2010:

Precious ist zwar nicht mehr ganz neu, aber ein extrem schöner Film über ein extrem hässliches Thema. Precious ist der Prototyp einer Verliererin, eine dicke schwarze Schülerin, die von der Sozilahilfe lebt, von ihrem Vater vergewaltigt und geschwängert und von ihrer Mutter emotional und körperlich misshandelt wird. Durch die Hilfe einer schönen guten Fee - ähm, ihrer lesbischen Lehrerin - findet sie einen Ausweg aus dem Elend. Diese Inhaltsangabe lässt Schlimmes ahnen, doch der Film vermeidet alle Fehler des Betroffenheitskinos und berührt durch wunderschöne poetische Bilder, beeindruckende Schauspielerinnen und einen fantastischen Soundtrack. Unbedingt angucken! Nicht zuletzt auch wegen Mariah Carey - die hier - ungeschminkt und mit angedeutetem Damenbart - überraschend eindrucksvoll und uneitel spielt. Und Precious fragt sie ganz unverblümt das, was alle schon immer wissen wollten: "So what race are you?"

Moon ist ein sehenswerter Film über die Erlebnisse eines einsamen Astronauten auf einer Raumstation auf dem Mond. Der Film besticht durch tolles Retro-SciFi-Design a la 2001, das hier aber überraschenderweise ziemlich schmuddelig und angegammelt daherkommt. Auf digitale Effekte wird verzichtet,  Raumstation und Mondfahrzeuge sind liebevoll gebastelte Modelle. Und die melancholische Klaviermusik erzeugt eine ganz eigenartige Stimmung zwischen Sehnsucht, Nostalgie und Einsamkeit.

Unmade Beds kommt hier unter dem 'deutschen' Titel London Nights in die Kinos. Es geht um einen jungen Madrider, der in London nach seinem Vater sucht und immer wieder in verschiedenen ungemachten Betten erwacht - ohne sich an die Nacht davor erinnern zu können. Unter anderem auch in einem besetzten Haus, wo sich eine  Liebesgeschichte mit einem älteren DJ anzubahnen scheint. Und dann  ist da noch eine junge Französin, die in London ihre unglückliche Liebe vergessen will,  einem jungen Musiker begegnet und sich mit ihm immer wieder an neuen Orten verabredet,  um die Routine einer normalen Beziehung zu vermeiden - wodurch sie ihn zu verlieren droht. Auch wenn die durchaus romantischen Stories  nicht wirklich originell sind, entwickelt der Film eine ganz besondere Atmosphäre mit wunderschönen (farbbehandelten) Bildern, einem außergewöhnlich anrührenden jungen Hauptdarsteller - und, natürlich, einem tollen Soundtrack. Sehr hip, aber auch sehr sanft.

Toy Story 3 - für mich jetzt schon einer der Knaller des Kinojahres, über den ich  nicht viel verraten will, nur dass der computeranimierte Teil 3 der Spielzeuggeschichten (natürlich auch auf 3D) paradoxerweise einer der menschlichsten und wärmsten amerikanischen Filme der letzten Zeit  geworden ist, der nicht nur großartige, charaktervolle Animationen aufbietet, sondern auch eine genial ausgeklügelte Story hat, in der sich überschäumender Humor und Emotionalität die Waage halten. Und dann gibt es da natürlich vor allem all diese unglaublichen Spielzeugfiguren, vom  tuntigen Tyrannosaurus Rex, dem grandiosem Potato-Head Pärchen, einem depressiven Clown, einem bösen Teddy mit Erdbeeraroma bis zu den Plastikäffchen mit den Hangelarmen, denen man allen so oder so ähnlich schon mal in seiner Kindheit begegnet ist. Ein Muss!

Ach ja, Please Give ist auch ein ganz hervorragender Film, über eine New Yorker Familie mit schlechtem Gewissen. Mit Catherine Keener und den geschliffensten, humorvollsten Dialogen, die man sich ausdenken kann. Häufig besser als Woody Allen.

Vor dummen, schlimmen oder langweiligen Filmen sei gewarnt: Bedways (ist Heterosexualität wirklich so öde? Und wenn ja - ist sie heilbar?), Robin Hood (mir ist keine einzige Szene aus diesem Film im Gedächtnis geblieben).

1 comments :

Anonym hat gesagt…

Schoener Kommentar zu Bedways und Robin Hood.